Nach 2 Wochen in diesem fernen Land waren wir heute das erste Mal bei der
Arbeit. Für den Anfang sollen Nora und ich im Labor helfen:“Da sind die
Tätigkeiten schnell zu lernen und es gibt immer etwas zu tun“, hatte Christy,
unsere Mentorin, gesagt. Das sei zum eingewöhnen gut. Wir beide stolpern also
am Montagmorgen mit unseren neuen weißen Kitteln ins General Laboratory rein.
Dort erwarten uns 5 freundliche Gesichter in einem kleinen Raum voller Geräte
und Maschinchen.
Wir werden zum Registrieren eingeteilt. Das bedeutet: viele
hundert Patientennamen in ein fettes Buch eintragen. Das ist schwieriger als es
sich anhört, denn man muss die handgeschriebenen Namen auf den
Patientenheftchen erstmal entziffern!
Diese lauten dann wie folgt:
Gibbo Khan Gilbert
Ngum Feluyuy Joseph
Fon Azum Mbasah
Fru Pascaline Nchem
Rasidatou Issa
Und als wäre es nicht schon schwer genug, diese Hyroglyphen
zu dechiffrieren, sollen wir daraus dann auch noch das Geschlecht ableiten.
Versucht das gerne mal! Es gibt zwar auf jedem Patientenheft ein Feld, in das
man sein Geschlecht eintragen soll, doch die meisten denken wohl:“Das ist doch
klar.“ Damit geht für uns das Rätselraten los.
Nora angestrengt am Entziffern |
Das sind unsere unzähligen Register.
In anderen Krankenhäusern werden wohl Computer dafür benutzt, sagt man uns, aber hier noch nicht.
Zum Glück sind unsere Mitarbeiter geduldig bereit uns alle Fragen zu beantworten. Es herrscht eine lockere Atmosphäre und es wird viel gelacht. Leider verstehen wir die Witze meistens nicht, denn man unterhält sich hier auf Pidgin. Von dieser Mischsprache aus Englisch und den vielen kamerunischen Sprachen beherrschen wir bis jetzt nur ein paar Sätze.
Kleine Kostprobe:
Typischer Laborsatz:
„You go piss in container, come back and give piss for window.”
“Füllen sie dieses Gefäß mit Urin. Wenn sie zurück kommen, stellen sie
das Gefäß durch dieses Fenster hier.”
„Hello
Massa, how you day? You don chop today?“
“Hallo mein Freund, wie geht´s? Hast du heute schon gegessen?“
Es geht aber nicht immer nur lustig zu bei uns. Heute
Vormittag brach in einem Nebenraum ein riesen Geschrei aus. Erst dachten wir,
es würde wieder einem hysterischen Kind Blut abgenommen werden, aber die
Schreie hörten nicht auf. Nach einer Weile wurde es dann wieder ruhig. Beim
Mittagessen erfuhren wir über unsere Bohnen und den Reis hinweg, dass vorhin
ein junges Mädchen, 9 Jahre, an Malaria gestorben sei. Da waren wir erst mal
geschockt. Diese Krankheit ist allgegenwärtig hier, genau wie HIV/Aids. Es wird
schon einiges an Aufklärungsarbeit geleistet und die Menschen werden
angehalten, sich schnell behandeln zu lassen. Doch das gestaltet sich in diesem
infrastukturell schlecht erschlossenen Land schwer für viele Menschen.
Alles in allem ist die Arbeit super für die Anfangszeit und gibt meinem Tag Struktur.
Mal sehen, wo ich den Rest des Jahres mitarbeiten möchte. Vielleicht bei der Zeitung
des Gesundheitszentrums?
Wettermäßig sind sich Bamenda und Norddeutschland im Moment übrigens sehr
ähnlich: Regen und 15 Grad. Aber bei euch steht der Winter vor der Tür und bei
mir die heiße Trockenzeit.