Montag, 23. September 2013

Wie Deutschland im April

In dieser Woche geht es mal wieder raus aus Bamenda.
Unser Ziel ist Kumbo, wo wir an einem einwöchigen Seminar teilnehmen werden.

Reisen in Kamerun ist immer so ne Sache. Das meistgenutzte Verkehrsmittel für Überlandfahrten ist der Bus. Wenige fahren mit ihrem eigenen Auto, es gibt nur eine einzige Zugstrecke im Land. So gehen wir morgens zum Busbahnhof und werden sofort von unzähligen Männern umringt: "Duala? Duala??", ruft einer. "Kumbo?", ein anderer. "Bafussam! Bafussam!"
"Kumbo", antworten wir und der entsprechende Mann führt uns zu einem klapperigen alten Kleinbus.





 Von diesem Moment an dauert es meistens noch ein oder zwei Stunden bis die Fahrt losgeht, man wartet bis der Bus voll ist oder ein Passagier hat irgendein Problem und streitet sich mit dem Fahrer.
Aber schließlich fahren wir los vier Stunden über die holprige Lehmpiste nach Kumbo. Dabei werden wir ordentlich durchgeschüttelt. Nichts für Seekranke!



Schließlich erreichen wir Kumbo. Was für eine schöne Stadt!
Wenn man von einem der umliegenden Hügel auf sie blickt, erinnert mich das Bild sehr an Norditalien.
Klimatisch ähnelt dieser Ort sehr Deutschland im April. Morgens ist es noch frisch, doch wenn dann die Sonne rauskommt, ist es angenehm. Die meiste Zeit regnet es jedoch.


Ganz so idyllisch ist es dann doch nicht überall, hier seht ihr eine typische Straße. Wenn die Mototaxis, mit denen man hier schnell von A nach B kommt, auf diesen holprigen Lehmpisten Hügel runterbrettern, fürchte ich immer, dass sie jeden Moment hinfallen. Die Motos schlingern, fahren harscharf Autos oder Fußgängern vorbei und weichen dabei den zahllosen Schlaglöchern aus. Die Fahrer leisten ganz schön was, fahren aber oft sehr riskant.


Nebenbei: Zahrlose Kleintransporter verraten uns hier in Kamerun durch alte Aufdrucke viel über ihre Herkunft.
Heizung und Sanitär aus Eberswalde? Das bleibt jetzt mal so stehen, es mag jeder selber seine Vermutung über Alter und Verkehrssicherheit der Fahrzeuge machen...


Während wir so durch die Straßen laufen, rennen uns plötzlich einige Menschen entgegen. Es werden immer mehr, die Leute laufen vor etwas weg und verstecken sich in Gebäuden oder hinter Büschen. Was ist da nur los? Wir gehen vorsichtshalber auch in eine Bar, um von dort aus die Straße zu beobachten. Und dann sehen wir sie: Eine Gruppe von jungen Männern, nur mit Lendenschurz bekleidet, tanzt wild durch die Straße und erschreckt alle Passanten, die sich in ihrer Reichweite aufhalten. Wir haben etwas Angst, was passieren würde, wenn sie uns sähen... Doch sie ziehen vorrüber. Als wir grade wieder auf die Straße wollen, kommen noch 2 Gestalten des Weges. Die Männer sind komplett in Lumpen gekleidet, sogar über´s Gesicht. Sie sehen ein wenig aus wie wandelnde Mumien. Die "Gygy" recken ihre Holzstöcke in die Luft und es wird klar: Die Jungs von eben laufen vor diesen Geistergestalten weg. "Dieses Schauspiel veranstalten die hier fast jeden Tag.", erklärt uns ein Mann in der Bar,"Hier in Kumbo gibt es noch viele Traditionen. Doch die Männer machen hauptsächlich mit, weil sie hinterher ein warmes Essen bekommen."


Zwischendurch findet man dann noch kleine Überraschungen auf dem Weg :)


Beim Seminar lernen wir viel über HIV und Aids, über viele andere sexuell übertragbare Krankheiten und darüber, wie man mit jungen Kamerunern über diese Themen spricht. Der Anlass des Seminars ist nämlich unsere Vorbereitung auf die nächste Woche. Wir werden mit dem Youth Network for Health einige dörfliche Schulen besuchen und dort HIV-Tests durchführen. Unsere Aufgabe als Freiwillige dabei ist, den Schülern ihr Ergebnis mitzuteilen und ihnen Ratschläge für ein gesundes uns sicheres Leben in Bezug auf sexuell übertragbare Krankheiten zu geben.
Aber dafür müssen wir uns natürlich erstmal Fachwissen aneignen und so drücken wir 4 wieder die Schulbank.



Nach einem langen Seminartag erhalten wir eine Führung durch ein weiteres Krankenhaus unserer Organisation Cameroon Baptist Convention. Besonders gut gefällt uns die Neugeborenenstation. "Der einzige Ort, an dem man im Krankenhaus immer lächelt", sagt unsere Mentorin.
Da hat sie wohl recht. Niclas darf einen kleinen Wicht auf den Arm nehmen.


Sonntag, 22. September 2013

Komm mit mir zum Markt!



Für heute steht einkaufen auf dem Programm. Doch das geht nicht so schön einfach wie in Deutschland. Rein in den Supermart, alles in den Korb, bezahlen, fertig. Nein, nein, nein, in Kamerun muss man es vorher mit übervollen Taxis, feilschenden Marktfrauen und aufdringlichen Straßenverkäufern aufnehmen.

Doch sieh selbst. Ich nehme dich mit!


Wir stellen uns an die Straße und halten ein Taxi an. Durch Fenster rufen wir dem Fahrer zu: "Comercial Avenue, we go 1-200" (Soll heißen, wir wollen pro Person 200 zentralafrikanische Franc bezahlen) Der Fahrer ist einverstanden, was er uns dadurch zu verstehen gibt, dass er nicht reagiert, aber auch nicht losfährt. Wir steigen ein und ab geht die Fahrt durch die Straßen von Bamenda-City!





 Erste Erledigung: Geld abheben. Wieviel brauche ich denn? 50.000 cfra sollten für die nächsten Wochen reichen. Also 75€.






Und da sind wir: Der Bamenda City Main Market!



Hinter diesem Tor verbirgt sich ein Labyrinth aus Gassen voller Stände und Lädchen, da kann man sich schnell mal verlaufen. Wir brauchen diverse Gemüse, eine neue Pfanne und Salz.

Unser Großer geht vorraus.

Egal, was man braucht, wenn man nur lange genug sucht, wird man es finden. Vom Autoreifen über Maracuja und Stoffen in allen Farben bis zur Kaffekanne gibt es hier alles.
Wer braucht schon einen Supermarkt, wenn man sein Küchenpapier auch auf der Straße kaufen kann?







Von dem Getummel ermüdet, hatte dieses Kind wohl keine Lust mehr.
„I be sche dong for here.“ – „Ich setzt mich jetzt hier hin.“






Leider haben nicht alle Kinder so viel Freiheit in ihren Entscheidungen. Viele Kinder, wie dieses Mädchen, laufen den ganzen Tag über den Markt und verkaufen irgendwas. Einige unterstützen ihre Eltern, andere verdienen sich so ihre eigenen Schulgebühren.
Was das Mädchen verkauft ist ein echter Leckerbissen. Man nennt das hier Fishpie. Der Teig wird in viiieel Fett frittiert und mit einer Fischpaste gefüllt. Das ganze Vergnügen gibt´s schon für 100cfra=15cent.










Auch sehr lecker: Geröstete Plantains.
Plantains sind so etwas ähnliches wie Bananen, nur etwas fester. Man kann sie frittieren, kochen, roh essen oder eben überm Feuer rösten.
Elegant serviert in altem Zeitungspapier ist auch hier der Preis 15cent.





Doch während wir so über den Markt laufen, entdecken wir immer wieder Dinge, die uns komplett unbekannt sind. Was dieser Junge zum Beispiel verkauft…Ich habe keine Ahnung. :D



Typisch ist, wie er die Ware auf dem Kopf balanciert. Die Kameruner tragen fast alles auf dem Kopf. Essen, Holz, sogar meterlange Eisenstangen. Wir haben es schon einmal versucht, aber kläglich versagt. Balancieren in dieser Perfektion braucht eben lebenslange Übung. Jedes Mal, wenn wir uns schwere Wasserkanister auf den Kopf stellen und so transportieren wollen, drehen sich alle Menschen nach uns um und lachen: „Whiteman is trying to carry something on his haed!“


Genau so typisch für Kamerun wie seine Sachen auf dem Kopf zu tragen ist es sich die Kinder auf den Rücken zu schnallen. Die kleinen Fratze hängen dann da und können grade noch ihren Kopf drehen, rausfallen unmöglich. Manchmal sieht man kleine Mädchen, vielleicht 8 Jahre alt, die ihre kleinen Geschwister auf dem Rücken tragen. Das möchte ich auch noch lernen! Es ist gar nicht schwer: Man beugt sich vor, legt sich das Kind auf den Rücken, bindet ein Tuch/Handtuch drum und knotet es gut fest.







Ich denke wir haben alles. Lass uns zurück nach Hause fahren!