Dienstag, 17. Juni 2014

Norden

Ich schreibe jetzt nur ein Wort:

AFRIKA

Was ist das erste, was dir dabei in den Sinn kommt?

Sind es nicht weite Savannen, glühende Sonnenuntergänge, Löwen, Giraffen und Antilopen?

Das ist jedenfalls, was wir hauptsächlich im Fernsehn zu sehen bekommen. Wir sind jetzt losgezogen Richtung Norden, um dieses Stereotyp Afrika mal unter die Lupe zu nehmen.
Auf in den Benue-Nationalpark!


In Kameruns Hauptstadt Yaounde steigen Niko, Pauline, ihr Bruder Matthis und ich am frühen Abend in den Zug. Der Zug ist ziemlich uhrig und hat einen schönen Retro-Charme. Man Kann auch die Fenster runter schieben und seinen Kopf in den warmen Abendwind strecken.

Je weiter wir nach Norden kommen, desto mehr verändert sich die Umgebung. Die Häuser sind nicht mehr gemauert und mit Blechdächern wie bei uns im Nordwesten, sondern aus Lehm bebaut mit Strohdächern. Es sieht aber auch echt gemütlich aus finden wir. Und bei der Hitze, die hier Tag und Nacht herrscht, ist das sicherlich die beste Bauweise, um nicht dahin zu schmelzen.


Bei jedem Zwischenstopp strecken Händler ihre Waren durchs Fenster herein. Es gibt Avocado, gerösteten Mais, Bananen, Erdnüsse, Kekse, Zigaretten und Unmengen an Mangos (grade ist Mangosaison und alle Bäume hängen voll).
Einige der Verkäufer sind noch sehr jung, doch sie verrichten ihre Aufgabe geschickt und ausdauernd. Selbst um ein Uhr nachts preisen uns liebe Kinderaugen noch Getränke und Früchte an: "L´eau! L´eau! L´eau!" - "Wasser! Wasser! Wasser!", rufen sie und verkaufen kleine Wasserflaschen. Oder: "Bobbolo! Bobbolo! Bobbolo!" Das ist eine mit nichts so richtig zu vergleichende Spezialität, milchig, durchsichtig, zäh und schmeckt etwas nach Parmesan.


Am Morgen kommen wir ziemlich müde in Ngaundere an. Wir verbringen ein wenig Zeit mit Felix, einem Bekannten von Niko, der uns auch hilft einen Fahrer und ein Auto zu Organisieren, mit dem wir den Nationalpark erreichen und auch durchstreifen können.

Schon als wir in der Abenddämmerung den Benue-Nationalpark erreichen, haben wir Glück:
Aus dem Gebüsch blicken uns verdattert einige Giraffen entgegen!


Mitten im Park, direkt am Fluss Benue, liegt eine kleine Pension, in der wir uns für drei Tage einmieten. Doch als wir runter an den Fluss gehen wollen, um unsere heißen Füße zu kühlen, ist da kein Fluss. Ein kleines Rinnsal schlängelt sich durch eine bizarre Gesteinswelt. Der Benue ist sicherlich ziemlich beeindruckend. Allerdings nur in der Regenzeit und grade haben wir leider Ende der Trockenzeit (das heißt, es gab seit drei Monaten kaum Regen).


Wie wir so durch die Schlucht streifen, sehen wir, wie die Angestellten der Pension sich um einen Felsen versammeln. Als wir dort ankommen, entdecken wir das risige Flusspferd, das uns zwar angsteinflößend anbrüllt, aber dabei sehr müde wirkt. Wir erfahren, dass sich das Männchen einen Kampf mit einem Artgenossen geliefert hat und eine Verletzung am Fuß davon getragen hat. Seit ein paar Tagen liege es nun in dem Benue-Rinnsal und vegetiere vor sich hin.
Wir haben Mitleid mit dem Tier und sind doch sehr beeindruckt, welche Kraft und Wildheit dieses Tier immer noch ausstrahlt. Vor allem, wenn man ihm so nahe kommt.



Am nächsten Morgen machen wir eine Wanderung zu Fuß durch den Park. Es ist zwar brütend heiß und die Sonne knallt, wie sie es nur direkt am Äquator kann, doch wir spatzieren fröhlich durch die von der Trockenzeit ausgetrocknete Landschaft. Geführt werden wir von einem Guide, der den Park wie seine Westentasche kennt und begleitet von einem Mann mit Gewehr. Das ist uns zuerstmal schon ein bisschen unheimlich...

Paulines Bruder, ich, Pauline und der Mann mit Gewehr
Wir erreichen eine Stelle, wo der Benue etwas mehr Wasser führt. Eine Weile stehen wir stumm am Ufer und schon tauchen die ersten Antilopen zum Trinken auf.


Ein Stück flussabwärts geht es erst richtig los. Hier entspannt sich eine 30köpfige Flusspferdherde im kühlen Nass. 







Man muss schon genau hingucken, um den kleinen, flinken Affen im Geäst zu erkennen.

Die Antilopenherde beobachtet uns aufgeschreckt mit ihren riesenlangen Ohren. Dann rennen sie wie auf Komando plötzlich weg.