Dienstag, 3. Juni 2014

Eto´o Fils

Es gibt wohl nur wenige Menschen in diesem Land wie auch Zuhause, die am Sonntagabend nicht das Länderspiel Deutschland-Kamerun geguckt haben. Doch wenn ich vorher dachte, die Deutschen wären leidenschaftlich beim Fußballgucken, dann wurde ich jetzt belehrt.

Rechtzeitig suchten wir uns in der einzigen Bar mit einem Beamer ein paar gute Plätze. Die Kameruner haben sich bestimmt gewundert, als sich auf einmal zehn Weiße in Deutschlandtrikots in die Bar zwängten. Alle Leute diskutierten schon wild durcheinander und fachsimpelten über das erwartete Ergebnis des Spiels (Ich wollte mich beteiligen, aber als Frau wurde mir nicht zugehört...).

Als die nationalen Nachrichten vorbei waren, liefen die Spieler auf´s Feld und die Nationalhymnen erklangen. Wir mikriger Haufen Deutscher standen tapfer auf und sagen mit, was den Kamerunern sichtliches Vergnügen bereitete.
Als das Spiel losging, war die Spannung im Raum fast mit den Händen zu greifen. Schon nach ein paar Sekunden der erste Torschussversuch der Deutschen. Plötlich war es totenstill. Doch kamerunischer Enthusiasmus ist einfach nicht zu brechen, bei den Spielern wie bei den Zuschauern.
Jedesmal, wenn die kamerunische Mannschaft auch nur einen Ball behauptete oder eine brenzlige Situation zur Ecke klärte: TOSENDER JUBEL!
Man hätte jedesmal meinen können, es wäre ein Tor gefallen, doch dann war es nur Eto´o, der zwei Deutsche ausgedribbelt hatte und danach der Ball verlor. Tosender Jubel! "Eto´o Fils" nennen sie ihn, oder auch "Eto´o Pa", was soviel wie "unser Sohn Eto´o" und "unser Vater" bedeutet. Dieser Mann ist in Kamerun ein Nationalheld. Das kleinste Kind und der älteste Mann im entferntesten Dorf kennen seinen Namen. Und das merkt man auch während des Spiels: Egal, was passiert, Eto´o war´s. Auf ihn lassen die Kameruner wirklich nichts kommen.

Und dann die Explosion:
Tor für Kamerun!

Die gesamte Bar springt auf, reckt die Hände in die Luft und jubelt, wie ich es noch nie erlebt habe.

Wir jubeln mit, denn schließlich halten wir nach fast einem Jahr in diesem Land auch Kamerun die Daumen. Die Geste wird von den Kamerunern als sehr positiv aufgefasst.
Trotzdem jubelt (verständlicherweise) keiner mit uns, als Deutschland Anschluss- und Führungstreffer erziehlt. Aber wir sind froh und schwenken unsere schwarz-rot-gelben Blumenketten durch die Luft.

Doch es ist faszinierend: Die Kameruner GEBEN NICHT AUF.
Immer weiter kämpfen sie und schaffen es schließlich, dass 2:2 zu machen.

Ich beschreibe gar nicht erst, was diesmal in der Bar los war.

Während schon vom Weltmeistertitel für Kamerun geredet wird, geht das Spiel unentschieden zu Ende und alle sind zufrieden. Wir geben uns die Hände und freuen uns. Die Kameruner freuen sich über ein Unentschieden gegen das große Deutsche Team und wir freuen uns über ein Spiel, das in Punkto Spannung und Emotionen einem WM-Finale in Nichts nachstand.

Jetzt freuen wir uns alle auf die WM!

(Zum Endspiel bin ich überingens wieder in Deutschland ;-) )

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